Abgrenzung am Arbeitsplatz: nicht immer leicht aber notwendig

Unseren Mitmenschen behandelt werden wollen.


Das betrifft nicht nur unser Privatleben.

Auch im Arbeitsalltag kann das klare Kommunizieren unserer Grenzen zu einem rundherum offeneren und besseren Arbeitsklima führen.



Was bedeutet Abgrenzung?


Wichtig ist zu differenzieren: Abgrenzung ist nicht gleichzusetzen mit Ausgrenzung.

Während Abgrenzung zuerst mit uns selbst und unseren Bedürfnissen zu tun hat, beschreibt Ausgrenzung das Diskriminieren und Ausschließen Anderer.


Generell ist es wichtig für unser Wohlbefinden die eigenen Grenzen zu kommunizieren.

Wer immer wieder die eigenen Empfindungen zurückstellt, wird auf lange Sicht mindestens unzufrieden und im Berufsleben kann die Ignoranz der eigenen Grenzen bis hin zum Burn-Out führen.


Was Grenzen überschreitet, hängt ganz von der eigenen Persönlichkeit ab.

Was den Einen stört, macht Anderen nichts aus.

Auch die Art des Übertritts kann vielfältig sein. Ständiges Einmischen eines Kollegen oder das Abwälzen von Aufgaben aber auch Anfragen, die über den Verantwortungsbereich hinausgehen oder festgelegte Arbeitszeiten ignorieren - all das können Grenzverletzungen sein.


Sich Abzugrenzen ist weder Luxusproblem, noch übertriebene Sensibilität: konstantes Überarbeiten ist nicht dauerhaft aufrechtzuerhalten und Frustration über das Verhalten von Mitarbeiten schafft ein angespanntes Arbeitsklima und mindert den Zusammenhalt eines Teams.

Die Kommunikation individueller Grenzen sorgt hingegen für besseres Verständnis der gegenseitigen Bedürfnisse und unterstützt so die mentale und in Konsequenz physische Gesundheit aller.



Die eigenen Grenzen etablieren


In der Theorie klingt Abgrenzung einfach: wir teilen mit, was uns stört und schaffen so ein Umfeld, in dem wir uns wohl- und wertgeschätzt fühlen.


In der Realität fällt das Vermitteln unserer Grenzen allerdings oft schwer.

Wann was für uns zu weit geht, entdecken wir meist in Konfliktsituationen und ein “Nein” kann in Anbetracht der Erwartungshaltung des Arbeitsumfeldes eine Herausforderung darstellen.

Und auch das Identifizieren unserer Grenzen ist nicht unbedingt gradlinig.

Um zu differenzieren, ob das eigene Gefühl übertrieben oder berechtigt ist, hilft Abstand.

Einen Schritt zurückzutreten und nicht impulsiv zu reagieren, gibt Raum für Selbstreflexion und die Möglichkeit zu hinterfragen, was grade warum als problematisch empfunden wird.


Aber selbst wenn wir unserer Intuition eigentlich vertrauen ist Abgrenzung nicht immer leicht umzusetzen.

Die Gründe dafür haben meist mit der Angst, missverstanden zu werden zu tun.

Wir wollen gemocht werden, Konflikte meiden, von unseren Mitmenschen nicht als unfreundlich oder unhöflich wahrgenommen werden und niemandem vor den Kopf stossen.

Die Bereitschaft, sich zugunsten eines vermeintlich guten Arbeitsklimas zu verbiegen, ist hoch.

Um das zu durchbrechen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Verhaltensweisen, die wir als Grenzüberschreitung empfinden, meist auch eine Rücksichtslosigkeit des Gegenübers darstellen.


Ein Perspektiv-Wechsel kann eine Abgrenzung leichter machen: es geht nicht generell um mangelnde Arbeitsbereitschaft, wenn Arbeitsanfragen nach Feierabend abgelehnt werden. Stattdessen zeigt ein Kollege oder Chef keinerlei Respekt für die zeitlich klar abgesteckte Freizeit.


Auch mal “Nein” zu sagen hat viel damit zu tun, für uns selber einzustehen und uns nicht ausnutzen zu lassen.

Es mag für unser Umfeld erstmal überraschend sein, wenn wir auf anfangen unsere Grenzen aufzuzeigen.

Eine Veränderung, die wir Anderen aber durchaus zumuten können: in den eigenen Bedürfnissen respektiert zu werden ist eine Art der Wertschätzung, die wir einfordern dürfen und sollten.

Auch am Arbeitsplatz.